Frankfurt West, 2013, Lochkamerafotografie

Waltraud Freses Thema ist der Raum: städtische Räume, leere Ausstellungsräume, Brückensituationen.

Ihre Lochkamerafotografien sind „langsame“ Bilder, sie erfordern lange Belichtungszeiten.  Sie zeichnen Prozesse auf, erzählen von Veränderungen und Wandlungen vertrauter Dinge durch das Licht.
Sie geht  damit zu den Anfängen der Fotografie zurück: es genügt  ein einfacher schwarzer Kasten mit Öffnung und lichtempfindlichem Papier.

Wird  während der langen Belichtungszeiten  der Standort der Kamera verändert, ergeben sich Überlagerungen.  Dabei entsteht  in der Kamera  eine Montage von zwei Bildern. Aufgehoben sind der zentralperspektivische Blick  ebenso wie die Kongruenz von Fotografenauge und Kameraöffnung. Der Raum löst sich in seine architektonischen Bestandteile auf. Fenster und Wände verselbständigen sich, fügen sich zu einer  Licht – und - Schatten – Ästhetik, neue Bilder, neue Räume, neue Formen entstehen.
Das  Arbeiten mit der Lochkamera   bedeutet über eine gewisse Planbarkeit hinaus immer auch das Sicheinlassen auf  den fotografischen Prozess, experimentelle Situationen und Improvisation.

Waltraud Frese fotografiert mit  Verpackungsdosen verschiedener Formen und Größen, meist zylindrischen Tee- und Keksdosen . Ihre Kameras haben bis zu drei Öffnungen, sie  erlauben ihr, eine Bildsprache zu entwickeln, die spezifisch auf das   gewählte Motiv bezogen ist .
Als Negativmaterial verwendet sie Fotopapier, das gebogen an der Dosenwand anliegt.

Als Hommage an Giovanni Battista Piranesi, den Barockkünstler und Architekten verborgener Räume, den „Carceri “, versteht Waltraud Frese ihre digitalen Montagen. Hier treffen architektonische  Räume verschiedenartiger  städtischer  Kontexte aufeinander. Mittels Überlagerung  und Montage werden aus eher statischen Räumen dynamische. Das Dazwischen schafft neue Bedeutungsebenen.

Frankfurt, 2013,  Lochkamerafotografie